Chronik: 1990–2001

Was in unserem Dorf geschah:

Im Januar 1990 beginnen Gespräche mit der Thüringer Gemeinde Frankenhain bezüglich einer Partnerschaft beider Orte. Die Gemein­de­parlamente beschlossen die Partnerschaft und am 18. Dezember 1990 wurden die letzten Unterschriften auf der Urkunde geleistet.

Ebenfalls wurden in diesem Jahr die Straßenbaumaßnahmen fortge­führt und es wurde in diesem Zusammenhang in den neu auszubau­enden Straßen die Ortskanalisation und die Trinkwasserversorgung erneuert.

Unsere Gemeinde wurde zudem als Förderschwerpunkt im Dorfer­neuerungsprogramm anerkannt und konnte für entsprechende Maß­nahmen erhebliche Zuschüsse erhalten.

Am 22. Februar 1991 wählte der Kreistag einen neuen Landrat. Dr. Udo Schlitzberger trat die Nachfolge von Willi Eiermann an, der zum 1. Juli 1991 in den Ruhestand ging.

Im Mai wurde in der Gemeindevertretung die Einführung von Tempo 30 auf allen Gemeindestraßen beschloßen.

Im Juli zeigte unser Ortsverein Flagge gegen den Wasserraubbau im oberen Niestetal und stellte Protestschilder an den Ortseingängen auf. Mit dieser Aktion sollte darauf hingewiesen werden, daß das Regie­rungspräsidium ein klares Recht wegen der Wasserentnahme zu schaf­fen hat.

Der Landkreis beschließt im August 1991, noch im laufenden Jahr mit dem Bau der Kreisschulsporthalle in Nieste zu beginnen.

Am 9. November 1991 feierte unser Ortsverein sein 90jähriges Jubi­lä­um. Die Festrede hielt der damalige Innenminster Hessens Dr. Herbert Günther.

Im September 1992 ehrt der Gemeindevorstand für 40jähriges Enga­gement in der Kommunalpolitik unser Parteimitglied und langjährigen Vorsitzenden unseres Ortsvereins Arthur Wenzel.

  Der langjährige Vorsitzende unseres Ortsvereins Arthur Wenzel

Bei der Kommunalwahl im März 1993 mußte unsere Partei auf Ge­meindeebene Verluste hinnehmen. Mit 73,8% der abgegeben Stim­men ging ein weiterer Sitz an die oppositionelle CDU-Fraktion.

Zum 1. Juli 1993 änderte sich unsere Postleitzahl von 3501 in 34329.

Die am Sportplatz errichteteKreisschulsporthalle wird am 17. Juni `94 seiner Bestimmung übergeben und durch den Ersten Kreisbeigeord­neten Rainer Herbst eingeweiht. Für die erste Bürgermeisterdirekt­wahl nominiert unser Ortsverein im Juli desselben Jahres den bis­herigen Amtsinhaber Heinrich Holzhauer. Der Termin für die Direkt­wahl wird von der Gemeindevertretung auf den 15. Januar 1995 fest­gelegt. Als Gegenkandidat tritt Adelbert Rohde von der CDU an. Die Wahl konnte unser Kandidat Heinrich Holzhauer klar mit 71,1% der Stimmen für sich ent­scheiden.

Am 15. Mai 1995 wird in der Gemeindevertretung der Umbau der Ge­meindescheune in eine Dorfstube (Bürgertreff) beschlossen. Nur wenig später wird grünes Licht für neue Baugebiete gegeben, und zwar ein Wohngebiet für etwa 90 Häuser und ein Gewerbegebiet.

Am 6. Juli 1995 verliert unser Ortsverein eines seiner aktivsten Mit­glieder. Der Ehrenbeigeordnete unserer Gemeinde, Gottfried Kilian, stirbt im Alter von 77 Jahren. Ohne ihn wäre diese Chronik in diesem Umfang nicht möglich gewesen. Er begann Mitte der 60er Jahre eine umfassende Chronik für unsere Gemeinde zu schreiben und somit die in den Wirren des 2. Weltkrieges verschwunde Chronik zu ersetzen. Man kann sich kaum vorstellen, mit welcher Akribie Friedel Kilian diese Chronik verfasste. Mit ihm verlor unsere Gemeinde einen hoch­angesehenen und stets zum Wohle unseres Dorfes handelnden Men­schen.

  Dorfchronist, Schulleiter und langjähriger Kommunalpolitiker: Gottfried Kilian

Im April 1996 erfolgt der erste Spatenstich im neuen Baugebiet über dem Helser Wege. Unser Ortsverein muß im September 1996 wieder eine Kandidatenwahl für die bevorstehende Kommunalwahl im März 1997 durchführen. Bei dieser Wahl konnte unsere Partei wieder leichte Gewinne verzeichnen, der zwölfte Sitz im Gemeindeparlament konnte aber nicht zurückerobert werden.

Die Erschließungsmaßnahmen im Neubaugebiet wurden in der ersten Jahreshälfte 1997 abgeschlossen, so daß mit dem Bau der ersten Häu­ser begonnen werden konnte.

Das Neubaugebiet "Über dem Helser Weg"

Nach dem Umbau der Gemeindescheune wird die Dorfstube am 21. März 1997 eingeweiht.

Im September 1998 freuten sich alle Sozialdemokraten über den Ge­winn der Bundestagswahl und den sich daraus ergebenden Regie­rungswechsel nach 16 Jahren auf der Oppositionsbank.

Im August 1999 wurden in der Jahreshauptversammlung unseres Orts­ver­eins die Weichen für den Stabwechsel im Bürgermeisteramt ge­stellt. Edgar Paul übernahm erneut das Amt des ersten Vorsitzenden, welches er fünf Jahre zuvor an Norbert Zinke abgegeben hatte. Bereits im Dezember des selben Jahres nominierten wir Edgar Paul zum Bür­germeisterkandidaten unserer Partei.

Im Jahr 2000 wird mit der Erschließung des Gewerbegebiets oberhalb unseres Sportplatzes begonnen. Diese Arbeiten konnten bereits ein Jahr später fertiggestellt werden. Für unseren Ortsverein stand das Jahr 2000 im Zeichen von Wahlen. Die Bürgermeisterdirektwahl und die Kommunalwahl im Jahr 2001 mußten vorbereitet werden. Gerade mit dem neuen Wahlrecht bei den Gemeinde- und Kreistagswahlen (kummulieren und panaschieren) mußten sich die Kandidaten ausein­andersetzen, um es den Bürgern näher bringen zu können.

Als Gegenkandidat für die Wahl des Bürgermeisters wurde von der CDU Günter Wolter aufgestellt. Bei der am 3. Dezember 2000 statt­findenden Wahl konnte Edgar Paul 76,9% der Stimmen erringen und wurde damit zum sechsten sozialdemokratischen Bürgermeister von Nieste gewählt. Auch die im März 2001 stattfindende Kommunal­wahl brachte unserer Partei Erfolge ein. Mit 77% der abgegebenen Stim­men konnten wir den zwölften Sitz im Gemeindeparlament zurückgewin­nen und die von Edgar Paul vorgelegte Meßlatte noch toppen.

Am 10. Mai 2001 konnten wir in unserem Ortsverein eine JUSO AG gründen, da sich wieder zahlreiche jüngere Menschen für die Po­litik vor Ort interessieren. Vier Tage später fanden vorgezogene Neuwah­len in unserem Orts­verein statt. Unser bisherige Vorsitzende Edgar Paul stand nicht mehr für die Wahl zur Verfügung, seine Position über­nahm Oliver Pick.

Edgar Paul löste am 1. Juni 2001 Heinrich Holzhauer nach achtzehn­jähriger Amtszeit als Bürgermeis­ters ab.

Amtseinführung von Bürgermeister Edgar Paul

Heinrich Holzhauer, der die Ent­wicklung unseres Dorfes in den zurückliegenden Jahren ent­scheidend geprägt, und viele positive Neuerungen in unserem Dorf erwirkt hat, verabschiedete sich in den verdienten Ruhe­stand.

Diese Chronik endet am 22. September 2001 mit dem 100-jährigen Jubiläum unseres Ortsvereins.

Was in Deutschland und der Welt geschah:

Der Januar des letzten Jahrzehnts des 20. Jahrhunderts begann für die Sozialdemokratie mit einem Trauerfall. Am 19. Januar 1990 starb der langjährige Fraktionsvorsitzende der SPD im Bundestag Herbert Weh­­ner im Alter von 83 Jahren. Er hatte maßgeblich die Politik der SPD in der Nachkriegszeit bis Anfang der 80er Jahre mitbestimmt.

Bei einer gemeinsamen Konferenz von NATO und Warschauer Pakt werden im Februar 1990 die "2 + 4 Verhandlungen" über Deutsch­land vereinbart. Diese Verhandlungen finden mit beiden deutschen Staaten und den vier Alliierten im Zeitraum Mai bis September 1990 statt. Am 18. Mai wird der Staatsvertrag zwischen der BRD und der DDR zur Schaffung der Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion unterzeichnet. Die Währungsunion tritt zum 1. Juli des selben Jahres in Kraft. Am 12. September werden die "2 + 4 Verhandlungen" ab­ge­schlossen. Einen Tag später wurde zwischen der Sowjetunion und der BRD ein Zusammenarbeits- und Nichtangriffsvertrag unterzeichnet. Die Herrschaft der Besatzungsmächte in West-Berlin endete am 2. Oktober 1990 und am 3. Oktober 1990 tratt die DDR der BRD nach Artikel 23 des Grundgesetzes bei. Die Wiedervereinigung beider deutscher Staaten war nach nur elf Monaten vollzogen. Die Wahl zum ersten Gesamtdeutschen Bundestag verlief für die SPD nicht be­rauschend und Helmut Kohl wurde der erste Kanzler von dem verei­nigten Deutschland.

Das Jahr 1991 beginnt mit der Krise im Persischen Golf. Nachdem der Irak unter Saddam Hussein Kuwait überrannt hatte, bildete sich unter Führung der USA eine alliierte Kampftruppe mit Ziel der Befreiung Kuwaits. Die Operation "Wüstensturm" begann. Nach wenigen Mo­naten konnte Kuwait befreit werden und der Irak wurde mit harten Sanktionen bestraft.

Nach vier Jahren in der Opposition, wird die SPD unter Hans Eichel wieder stärkste Kraft in Hessen und löst damit die christlich-liberale Koalition in Wiesbaden ab.

Am 20. Juni 1991 beschließt der Bundestag, den Sitz der Regierung von Bonn nach Berlin zu verlegen. Nach nahezu achtzehn Jahren im Amt, trat Hans-Dietrich Genscher als Außenminister der BRD zu­rück. Für die SPD hieß es am 8. Oktober 1992 Abschied nehmen von Willy Brandt. Er stand von 1964 bis 1987 an der Spitze unserer Partei und war von 1969 bis 1974 Bundeskanzler unserer Republik. Brandt war der große Vordenker in Sachen Ost- und Entspannungspolitik.

Das Jahr 1993 war für die SPD alles andere als erfreulich. Der Vor­sitzende und Kanz­lerkandidat Björn Engholm nimmt wegen einer Falschaussage in der Pfeiffer-Barschel-Affäre seinen Hut. Nachfolger wird Rudolf Scharping, der sich bei einer Mitgliederbefragung gegen Gerhard Schröder und Oskar Lafontaine durchgesetzt hatte. Nach an­fäng­lich guten Umfragewerten wurde dennoch Helmut Kohl in 1994 erneut zum Kanzler gewählt. Ebenfalls im Jahr 1994 erklärt des Bun­desverfassungsgericht die Beteiligung deutscher Soldaten an UNO-Kampfeinsätzen für verfassungskonform.

Die Geburt des EURO fiel auf das Jahr 1995. Beim Treffen des Euro­päischen Rates am 15. und 16. Dezember `95 einigten sich die Staats- und Regierungschefs der EU auf den EURO als gemeinsame euro­pä­ische Währung. Die Einführung im bargeldlosen Zahlungsverkehr wird für den 1. Januar 1999 beschlossen.

Im Juni 1996 eröffnet der UNO-Generalsekretär in Bonn erstmals Amtssitze von UN-Organisationen in Deutschland.

Das Jahr 1998 brachte der Sozialdemokratie einen klaren Erfolg bei den Bundestagswahlen. Der Kanzlerkandidat Gerhard Schröder konn­te sich am 27. September 1998 deutlich gegen den wiederangetreten­nen Helmut Kohl durchsetzen. Für die SPD war das die Rückkehr in die Regierung nach 16 Jahren Opposition. Für den kleinen Koalitions­partner Bündnis 90 / Die Grünen war es die erste Regierungsübernah­me. Gerhard Schröder wurde am 27. Oktober 1998 zum siebten Kanz­ler der Bundesrepublik gewählt.

Zur selben Zeit mußte der amerikanische Präsident Bill Clinton wegen der sog. "Lewinsky-Affäre" gegen eine Amtsenthebung kämpfen.

Zum 1. Januar 1999 startet die europäische Währungsunion mit der Einführung des EURO´s als bargeldloses Zahlungsmittel. Durch eine Kampagne gegen die von der Bundesregierung angestrebten doppel­ten Staatsbürgerschaft gewinnt die CDU in Hessen die Landtagswahl. Am 11. März 1999 tritt der SPD-Vorsitzende und Bundesfinanzminis­ter Oskar Lafontaine von beiden Ämtern zurück, da es zu Differenzen mit dem Bundes­kanzler gekommen war. Hans Eichel übernahm den Posten des Fi­nanz­ministers und Gerhard Schröder wurde SPD-Vorsitzender. Eichel wird im Gegensatz zu Lafontaine einen radikalen Sparkurs einleiten, um die Haushaltsdefizite und den hohen Schuldenstand der BRD zu minimieren. Eben­falls im März ´99 nimmt die Bundeswehr erstmals an NATO-Kampf­einsätzen teil.

Der Bundestag segnete die Entscheidung der Regierung am 11. Juni 1999 ab.

Johannes Rau wird im Mai ´99 von der Bundesversammlung zum zweiten sozialdemokratischen Bundespräsidenten gewählt.

Im Dezember 1999 beginnt die CDU-Spendenaffäre, der der Vorsitz­ende Wolfgang Schäuble zum Opfer fällt und sein Amt an Angela Merkel abgeben muß. Das Verhalten des Altkanzlers Helmut Kohl sorgt ebenfalls für Erregung, da dieser die Namen von Spendern nicht preis­geben will. Auch das Finanzgebaren der Hessen-CDU ist alles andere als erfreulich für die politische Klasse. Allerdings hat der hes­sische Ministerpräsidetn und Landesvorsitzende der CDU Roland Koch nicht das Rückgrat, die politischen Konsequenzen daraus zu ziehen.

Im Sommer des Jahres 2000 ist die Welt bei der EXPO in Hannover zu Gast und trotz finanzieller Verluste für Land und Bund war es für das vereinigte Deutschland ein wichtiges Ereigniss.

Der Herbst des selben Jahres ist bestimmt von der sog. BSE-Krise. Nachdem man festgestellt hatte, daß auch Deutschland nicht BSE-frei war/ist, mußte der Bundeslanwirtschaftsminister Funke sein Amt, nach einigen unglücklichen Handlungen in Bezug auf die BSE-Krise, frei machen. Ihm folgte im Amt Renate Künast, die zudem Ministerin für Ver­braucherschutz wurde.

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